Mi 18 Aug 2010
Leben bedeutet unterwegs zu sein, nicht möglichst schnell anzukommen
Geschrieben von Jörg unter Frankreich, Pyrenäen Tour, Spanien
Kommentare deaktiviert für Leben bedeutet unterwegs zu sein, nicht möglichst schnell anzukommen
14.08.2010 – 18.08.2010
Céret-> Montauriol -> Calmeilles -> Riuros -> Taillet -> Coll dels Pous -> Maçanet de Cabrenys -> Tàpis -> St-Laurent-de-Cerdans -> Arles-sur-Tech -> Corsavy -> Col de la Descargue -> Tour de Batère -> Col Palomére ->Vinça
210 km
Von Céret aus starte ich nach ein paar Tagen Aufenthalt mit einem schönen und völlig sinnfreien Schlenker. Nicht besonders zielorientiert verbringe ich die Nacht wieder ganz in der Nähe von Céret unter einer gewaltigen, alten, geradezu mystisch wirkenden Korkeiche. In der Nacht kündigt sich Besuch an. Langsam nähert sich grunzend und schmatzend eine kleine Rotte Wildschweine, die aber kaum, dass sie mich bemerken wild und panisch die Flucht ergreifen.
Ich möchte zurück über die spanische Grenze. Anhand der Karte kann ich nicht richtig erkennen, ob die Strecke durchgängig befahrbar ist. Es wäre schon etwas frustrierend sich ca. 1000 Meter hoch zu kämpfen, um dann doch in einer Sackgasse zu landen. Alle Radfahrer, die ich unterwegs befrage raten mir ab. Sie sind sich alle „ziemlich“ sicher dass die Piste zu steil und viel zu schlecht ist…. Der Weg ist das Ziel und wenn es gar nicht mehr weitergeht kann ich mich ja einfach umdrehen und wieder runterrollen. Alle Warnungen und meine Unsicherheit entpuppen sich als überflüssig. Die Strecke ist beeindruckend, schön, weit davon entfernt zu schlecht oder zu steil zu sein. Die Nacht verbringe ich auf dem Col dels Pous und damit genau auf der Grenze zwischen Frankreich und Spanien.
Die Piste vom Col dels Pous Richtung Maçanet de Cabrenys ist ein echtes Highlight, endlos windet sich die Strecke den Berg hinunter. In Tapis, einem winzigen hübschen Örtchen ist mir die Tasse Kaffee, die ich meiner Meinung nach absolut verdient habe, scheinbar nicht vergönnt. Die Bedienungen und Besitzer von dem Restaurant wollen keinen einzigen der zahlreichen freien Plätze für einen „Nur Kaffee-Kunden“ hergeben, es könnte ja noch ein zahlungskräftiger Gast zum Essen erscheinen. Nach einigem Hin undHer und lästiger Diskussion bekomme ich widerwillig doch noch meinen Kaffee, den ich nach dem ganzen blöden Gerede schon gar nicht mehr haben möchte. Kurze Zeit später bin ich schon wieder in Frankreich.
Der Anstieg von 300 auf 1439 Meter über den Col-de-Descargue zum Tour-de-Battère ist das nächste Highlight und die Aussicht von der alten Turmruine aus ist heute grandios. Schade, dass ich nicht mehr genug Wasser habe, um heute Nacht hierzubleiben. Schade auch, dass mich auf der, übrigens ebenfalls erstklassigen Abfahrt der nächste Platten dieser Tour heimsucht. So viele Platten wie auf dieser Frankreichtour hatte ich schon lange nicht mehr.
Nach einer Nacht bei Baillestavy rolle ich müde und irgendwie angeschlagen bis Vinça und lasse mich dort schon morgens um 11:00 Uhr auf dem Campingplatz nieder. Nach einem langen Gespräch in der prallen Sonne bin ich endgültig erledigt und sogar zu müde zum Kochen. Der Versuch mir was Gutes zu gönnen scheitert kläglich, die Pizza, die ich mir aus dem Ort hole schmeckt übelst. Genau so geht es mir gegen Abend dann auch, Übelkeit, üble Kopfschmerzen… Das sieht nach einem erneuten Sonnenstich aus, oder hat die Pizza vielleicht nicht nur schlecht geschmeckt, oder hat das Bachwasser in meinen Trinkflaschen bei intensiver Sonnenbestrahlung ein mir schlecht bekommendes Eigenleben entwickelt???
Egal, morgen ist wieder alles besser! Hoffe ich!