Finnmark


Strecke: Hamningberg -> Vardø -> Fähre nach Kirkenes
Unterkunft:
Camp(22.07.2008)
Profil: genauso wie gestern nur anders rum
Wetter: Sonne, windstill
Tageskilometer: 48,71 km Fahrtzeit: 3:43:28 Durchschnitt: 13,63 km/h

Ein Rentier in Hamningberg

Vorjährige Mantelmöwe

Hier in Hamningberg habe ich die Möglichkeit mal selbst an der Küste nach Bigorneau (Uferschnecken) zu suchen. Die Schnecken werden ganz einfach in Wasser gekocht und mit einem Zahnstocher aus ihrem Gehäuse gefischt. Vorher muss man noch eine Art Schutzplättchen entfernen. Die Schnecken schmecken lecker, vielleicht vergleichbar mit Tintenfisch. Ich konnte nicht ganz so viele Schnecken sammeln wie die Franzosen auf Magerøya, aber es reicht um wieder auf den Geschmack zu kommen.

Bigorneau (Uferschnecken)

Hamningberg

Moose, Steine und Flechten

Badestrand nahe Hamningberg
Kalt ist das Wasser hier schon, aber so ein erfrischendes Bad im Meer tut richtig gut. Steffan springt sonst in jeden noch so kalten See, bleibt hier aber im Trockenen. Ich habe den Eindruck, dass er krank geworden ist in den letzten Tagen, leider sagt er nichts. Anja und ich lassen uns die Gelegenheit nicht entgehen.

Herrlich…. aber brrrrrr.

zwischen Vardø und Hamningbergzwischen Vardø und Hamningberg

zwischen Vardø und Hamningberg

zwischen Vardø und Hamningberg

zwischen Vardø und Hamningberg

zwischen Vardø und Hamningberg

Auf dem Hinweg konnten wir diese Mondlandschaft hier im dichten Nebel erleben. Heute haben wir die Gelegenheit diese unwirkliche Gegend bei Sonnenlicht zu sehen.

Auch nicht zu verachten, aber die Fahrt durch den Nebel wird mir wohl nachhaltiger im Gedächtnis bleiben. Dafür nutzen wir die Gelegenheit heute wieder ausgiebig zum fotografieren. Bei einem meiner Ausflüge abseits der Straße finde ich versteckt zwischen den schroffen Felsen ein altes Zelt. Pfiffig aufgebaut mit Regenschutzplane darüber und Campingmöbeln davor. Die Besitzer treffen wir ein wenig später. Das 70-jährige Ehepaar ist vor zwei Tagen hier oben angekommen und hat das Zelt aufgestellt. Gestern bei dem Nebel wollten sie nicht weiter. Heute sitzen sie in ihrem Auto mit Blick auf die grandiose Felslandschaft und hören sich vor dieser einzigartigen Kulisse eine Oper an. Die Musik schallt trotz der geschlossenen Fenster laut aus dem Auto.

….. Man muss nur die richtigen Ideen haben.

zwischen Vardø und Hamningberg

Versteckt in den Felsaufwerfungen

zwischen Vardø und Hamningberg

Anja

Steffan

zackige Felsen

Flechten auf Gestein

zwischen Vardø und Hamningberg

Kullise für die Oper

Schaf

zwischen Vardø und Hamningberg

zwischen Vardø und Hamningberg

lonesome rider Holger

zwischen Vardø und Hamningberg

zwischen Vardø und Hamningberg

zwischen Vardø und Hamningberg

Anja auf dem Weg nach Vardø

Vardø

Vardø

Vardø Hafen

Strecke: Karasjok ->
Unterkunft: Camp(10.07.2008)
Profil: flach
Wetter: trocken
Tageskilometer: 16,21 km Fahrtzeit: 1:10:51 Durchschnitt: 14,58 km/h

Neben Kautokeino ist Karasjok eines der wichtigsten Centren der Samen in Norwegen. Hier in Karasjok befindet sich das Sami-Parlament (Sámediggi/Sametinget) mit einer samischen Bibliothek, der Sitz von ‚Sámiradio‘ und natürlich ein großes Sami-Museum mit Freiluft-Park.

In Schweden und Finnland gibt es ebenfalls jeweils ein Sámediggi. Die Samen sind sehr um ihren kulturellen Zusammenhang bemüht und haben einen gemeinsamen Samischen Rat zu dem auch Vertreter der russischen Samen gehören, die keine eigene Institution wie ein Sámediggi haben. Die samische Kultur scheint mir langsam zu verwischen. Viele Menschen hier in der Gegend sind zum Teil Samen und haben einen samischen Vater oder eine samische Großmutter, aber nur wenige behaupten von sich: „Ich bin Same.“ Es gibt noch ca. 70.000 Samen, wovon aber längst nicht mehr jeder eine der samischen Sprachen spricht.

Im traditionellen Erwerbszweig der Samen, der Rentierzucht, arbeiten nur noch relativ wenig Samen. Auch aufgrund von Umweltverschmutzung bzw. Veränderungen wie zum Beispiel der Klimaerwärmung in letzter Zeit,  ist die Rentierzucht etwas problematisch geworden. Das wärmere Klima fördert z.B. ein verstärktes Parasitenaufkommen und verschiedene andere Veränderungen wirken sich ebenfalls problematisch aus.

Samische Flagge

Sami-Parlament in Karasjok

Im Sami-Parlament
Das Sami-Parlament wurde am 9.10.1989 eröffnet.

Die Bibliothek in samischer Sprache im Sami-Parlament

Mein Zeltplatz kurz vor Karasjok

Strecke: Mo -> Karasjok
Unterkunft: Camp(07.07.2008)
Profil: recht flach
Fahrbahn: Asphalt
Wetter: trocken bis sonnig teils warm, teils kalt
Tageskilometer: 52,94 km Fahrtzeit: 3:22:25 Durchschnitt: 16,18 km/h

Bei strahlendem Sonnenschein radle ich genüsslich durch die Finnmark. Trotz zahlreicher und ausgiebiger Pausen, bin ich schon am frühen Nachmittag fast in Karasjok. Während meiner Mittagspause nutze ich die herrlichen Bedingungen für ein kleines Kochexperiment. Auf einem Parkplatz ein Stück vor Karasjok versuche ich einen Auflauf „in“ meiner Feldküche zu fabrizieren und bin mit dem Ergebnis sogar ganz zufrieden.

In Karasjok angekommen schalte ich auf Warte-Modus. Den Tag verbringe ich schreibend und Kaffee trinkend im Hotel-Eingangsbereich und bleibe dort bis tief in die Nacht sitzen. Erst nach Mitternacht mache ich mich auf die Suche nach einer Wiese zum Zelten. Direkt neben dem Sami-Parlament finde ich einen schönen Platz und habe dort hervorragende Bedingungen, um meine Fähigkeiten im Ignorieren der Mücken zu verbessern. Den Versuch, den Mückenanteil in der Luft durch manuelle Bekämpfung zu reduzieren, gebe recht schnell wieder auf.  Ich habe noch kein einheimisches Anti-Mückenmittel sondern brauche gerade noch meine von zu Hause mitgebrachten Restbestände auf. Das „Hansaplast Anti-Insekten Pumpspray“ hat bisher sogar überraschend gute Dienste geleistet, ist inzwischen aber aufgebraucht. „Zedan“ – hautfreundlich und natürlich – wirkt ebenfalls grandios. Dick eingeschmiert tritt umgehend Ruhe ein. Fast als wäre da eine unsichtbare Barriere. Keine einzige Mücke durchbricht diesen Schutzwall in ungefähr 5cm Abstand zu meiner Haut. Es ist ein herrliches Gefühl von Ruhe und Frieden. Das Mittel muss alle zwei Minuten neu aufgetragen werden um die Wirkung zu erhalten. Nach ziemlich genau zwei Minuten verfliegt die Wirkung schlagartig und es ist wieder vorbei mit der Ruhe und die lästigen Stechviecher stürzen sich wieder ungebremst und gewohnt blutgierig auf mich.

Ich kann nicht behaupten, dass die Mücken sich gezielt auf jede freie Stelle Haut stürzen, die ich ihnen anbiete. Ich habe vielmehr den Eindruck, dass sie, völlig egal wo und auf was sie landen, einfach versuchen zuzustechen. Sie unterscheiden dabei nicht zwischen Haut, Regensachen oder Schuhsohlen. Sie versuchen ebenso in meine Brille zu stechen, wie auch in den Teller, den Löffel und mein Essen. Sie stechen vergeblich in meine Tasse und landen in meinem Tee. Dutzende krabbeln über meine Hose und versuchen durchzustechen. Trotz dieses wenig zielgerichteten Vorgehens finden sie alle zugänglichen Hautstellen. Haut ist übrigens nicht gleich Haut, Fußgelenke, Nacken und Kopfhaut sind beliebte und leicht erreichbare Futterstellen. Handrücken und Gesicht bleiben, zumindest bei mir, weitestgehend verschont. Was zum Teil an der größeren Wischfrequenz liegen mag. Die Haut an diesen Körperstellen scheint aber auch eine höhere Durchstichresistenz aufzuweisen.

Ich werde noch reichlich Gelegenheit haben das Verhalten der gemeinen nordskandinavischen Mücke zu beobachten.

Camp nahe Mo

Zwischen Mo und Karasjok

Frühstückspause

Zwischen Mo und Karasjok

Zwischen Mo und Karasjok

Zwischen Mo und Karasjok

Trollblume

Bach

Mittagspause

Mittagspause

Kurz vor Karasjok

Strecke: Lakselv -> Mo
Unterkunft: Camp(06.07.2008)
Profil: recht flach
Fahrbahn: Asphalt
Wetter: überwiegend regen
Tageskilometer: 26,99 km Fahrtzeit: 1:27:02 Durchschnitt: 19,27 km/h


Oh wie wunderbar geht es denen die fischen und jagen und saufen!
Oh wie wunderbar geht es denen die fort sind von denen die nähen und stricken!

Früh am Morgen, ich bin gerade dabei mein Müsli vorzubereiten, schallt von dem Camp neben mir ein ryhtmischer Sprechgesang zu mir herüber. Kurz darauf kommt der finnische Koch, der die Gruppe leitet (Jan-Beck) zu mir herüber und lädt mich zum Frühstück ein…… und was für ein Frühstück. Es gibt Eier, Brot, Käse und Wurst, leckeren! Porridge (Wow! ich lasse mir sofort von Jan-Beck das Rezept erklären…. das ist eine echte Verbesserung für mein Frühstück), Würstchen, Fisch und frisch gebrühter Kaffee der noch über dem Feuer hängt. Ich bin im Himmel!

Die Fischer sind ein Wilderness Camp. Zehn Norweger, die hier für zehn Tage Urlaub machen und dabei von Jan-Beck (der sich auch sonst um alles kümmert) verflegt werden. Heute ist ihr letzter Tag hier im Camp.

Wir sitzen eine Weile zusammen am Lagerfeuer und trinken Kaffee. In unregelmäßigen Abständen stehen die Männer auf, halten sich an den Händen und stimmen ihren Sprechgesang an (natürlich auf norwegisch). Nachdem die Männer ihre Sachen gepackt und die Heimreise angetreten haben drückt Jan-Beck mir noch jede Menge Essen in die Hand, keine Ahnung wie ich das alles verstauen soll. Dafür helfe ich ihm beim Abbau des Camps. Felle und Stühle schleppen, Zelte abbauen auf den Wagen laden. Sein Boss (Epsen) der später dazu stößt drückt mir für die Hilfe noch ein wenig Geld in die Hand und ein paar Dosen Bier. Das Bier kriege ich endgültig nicht mehr aufgeladen und muss es, bevor ich wieder auf den Weg machen kann, vernichten. Kein schlechtes Frühstück.

Kaum bin ich wieder unterwegs, treffe ich Björn. Björn kommt aus Schweden und ist auf seiner ersten Radtour. Björn hat sich 6 Monate Zeite genommen für seine Tour, ist jetzt seit ca. einem Monat unterwegs und hat sich inzwischen von diversen Radfahrern, die er unterwegs getroffen hat davon überzeugen lassen dass  seine Ausrüstung wohl etwas unüberlegt zusammengestellt sei. Na ja, sagen wir mit wasserdichten Taschen macht man sich das Leben unterwegs schon etwas leichter und eine schlabberige, sich im Regen vollsaugende Trainingshose ist unterwegs auch nicht gerade der pure Luxus, aber es geht bestimmt auch so.

Ich bin zur Ruhe und zum langsam fahren fast schon gezwungen… In frühestens 3 Tagen kommt ein Paket für mich in Karasjok an (Reservereifen, weil ich einen Riss seitlich im Hinterreifen habe…. keine Ahnung wie lange der Reifen noch hält). Karasjok ist von hier aus ca. 50 km entfernt… da könnte ich auch laufen…

Nach einem sehr kurzen Tag auf dem Rad suche ich mir auch schon wieder einen Platz zum zelten.

Der Camp Hund

Kaffee

Lagerfeuer

Jörg und Jan-Beck

Camp Abbau

Björn

Baum im Wasser

zwischen Lakslev und Karasjok

zwischen Lakslev und Karasjok

Camp nahe Mo

Strecke: Lakselv ->
Unterkunft: Camp(05.07.2008)
Profil: recht flach
Fahrbahn: Asphalt
Wetter: überwiegend Regen
Tageskilometer: 17,95 km Fahrtzeit: 1:33:35 Durchschnitt: 12,10 km/h

Vor einem Supermarkt sehe ich mein Rad. Ein T-900 (VSF-Fahrradmanufaktur) von 2003. Hier muss wohl ein deutscher Radfahrkollege in der Nähe sein. Beim Einkaufen treffe ich dann Uwe im Supermarkt. Uwe kommt ursprünglich aus Essen, wie ich auch. Uwe war mal Programmierer, hat seinen Job allerdings vor fünf Jahren zugunsten des Radfahrens aufgegeben. Seit dem lebt er in Österreich, jedenfalls für drei Monate im Jahr. Die übrigen neun Monate verbringt er auf dem Rad, überwiegend in Spanien. Er fährt jedes Jahr drei Monate Taxi in Österreich, um sich die neun Monate Radfahren zu finanzieren. Uwe möchte nichts erleben, Abenteuer stören ihn. Er möchte auch nichts sehen. Am liebsten sind ihm Strecken, auf denen man tagelang nicht im mindesten auf die Idee kommen könnte die Kamera herauszuholen und ein Foto zu machen. Er ist durch das schwedische Inland hochgefahren und ist sehr angetan von der Strecke. „Tagelang nur Wald, keine Veränderung, kaum Aussicht, wenig Menschen!“, „Hier, in der Nähe vom Nordkapp sind schon viel zu viele eindrucksvolle Berge und Landschaften. Das lenkt mich ab. Eigentlich gefällt es mir hier nicht. Nächstes Jahr geht es wohl wieder nach Spanien.“

Gerne hätte ich ihn für ein paar Tage begleitet, seine Art zu reisen klingt ebenso ungewöhnlich, wie interessant. Je weniger Zerstreuung und Ablenkung auf dich einwirkt, desto mehr wirst du auf dich selbst zurückgeworfen, du musst dir selbst genug sein. Eine Erfahrung die ich zum ersten Mal bei der Wanderung auf Spitzbergen vor zwei Jahren machen konnte. Spitzbergen hat mich seinerzeit mit einer sehr eindrucksvollen Landschaft überwältigt und bei der Wanderung bin ich von ganz alleine in eine, fast schon meditative, Ruhe gekommen.

Die karge, schroffe Welt auf Spitzbergen, die zauberhafte und unwirkliche Landschaft im Hornstrandir, das isländische Hochland, die weiten „leeren“ Flächen in der Finnmark oder die verlassene Stadt Kjelvik, das sind Orte wo du nicht mehr zur Ruhe kommen musst sondern die Ruhe ganz von selbst zu dir kommt…. Du musst es nur zulassen, dich darauf einlassen und genießen.

Uwe möchte, wie mir scheint, noch weniger Ablenkung und äußere Einwirkung, die Welt um ihn soll so monoton wie möglich sein und er scheint sich auf seiner Reise fast vollständig auf diese „meditative“ Ruhe zu konzentrieren. Deshalb reist er auch allein und legt nicht besonders viel Wert auf Gesellschaft. Abgesehen davon fährt er gerade Richtung Nordkap, was nicht so ganz   zu seiner Reisephilosophie passt, ab und zu möchte er anscheinend doch etwas interessantes zu sehen bekommen.

Ich wünsche ihm eine möglichst ereignislose Zeit, die er auf seine Art genießen kann und wir machen uns beide wieder auf den Weg.

Es ist schon sehr spät als ich Lakselv, hier gibt es übrigens die nördlichste Weinfabrik der Welt 😉 , verlasse. Schon nach ein paar Kilometern suche ich mir einen Schlafplatz. Ich finde einen tollen Platz an einem See, der allerdings schon von einer Gruppe Fischer belegt ist. Zum Glück haben sie nichts dagegen, dass ich mich dazu stelle.

Uwe

Bei Lakselv

Bei Lakselv

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