So 1 Jun 2008
Johan – Some call us crazy
Geschrieben von Jörg unter E4, Höga Kusten, Västernorrland
Kommentare deaktiviert für Johan – Some call us crazy
Strecke: Ramvik -> Schlenker durch die Höga Kusten -> Skuleskogens nationalpark
Unterkunft: Camp(01.06.2008)
Profil: Die ersten 40 km Wow! Danach recht flach
Fahrbahn: Asphalt
Wetter: Sonne (30°C)
Tageskilometer: 80,10 km Fahrtzeit: 4:49:43 Durchschnitt: 16,83 km/h
Nachdem ich die Brücke passiert habe mache ich einen Schlenker durch die Höga Kusten der mich auf einem Bogen über gut 40 km durch die heftigsten Steigungen führt die ich bisher mit meinem Anhänger erleben durfte. Landschaftlich sicherlich schön, aber nachdem ich wieder auf die E4 eingescheckt habe musste ich feststellen, dass mich der Schlenker nur ca. 4 km nach vorne gebracht hat. Irgendwie ist das nicht gerade motivierend. Irgendwo im Nichts mit gut 10 km Abstand zum nächsten kleinen Ort steht eine Bank und ein Tisch. Auf dem Tisch steht völlig überraschend eine kleine Topfblume. Keine Ahnung wer hier zum Gießen herkommt, aber wirklich nett!
Bei 30°C und diesen Steigungen gönne ich mir eine Abkühlung und ich springe an einer Bucht mit Sandstrand kurz ins Bottische Meer. – Sehr erfrischend, das Meer ist eiskalt!
Auf der Strecke treffe ich Johan an einer Kreuzung, einen schwedischen Radfahrer den ich gerade noch daran hindern konnte sich völlig zu verfahren. Er hat eigentlich meine Richtung, kommt mir aber entgegen und ist dabei den 40 km Schlenker in der falschen Richtung anzugehen. Wir fahren in unterschiedlicher Richtung weiter, treffen uns aber an der E4 wieder und fahren ein Stück gemeinsam. Johan hat es recht eilig und ein ordentliches Tempo drauf. Völlig überhitzt springen wir an einem Rastplatz zusammen noch mal kurz ins Bottische Meer um uns abzukühlen.
Zwischen mir und Johan gibt es ein paar Parallelen.
Johan hat Medizin studiert (ich Bauingenieurwesen), er hat aber nie als Arzt gearbeitet sondern direkt einen Job als Programmierer angenommen (bei mir war das ähnlich). Nach 7 Jahren (in meinem Fall 8 Jahre) im Job hat er seinen Job gekündigt um Radfahren zu gehen und hat sich für ungefähr 6 Monate in Spanien, auf den Kanarischen Inseln und in Marokko rumgetrieben. Wir sind uns einig, dass es eine vernünftige Entscheidung ist, aber er meint „Some call us crazy!“. OK, auch das kann ich verstehen.
Johan ist gerade auf dem Weg zu seiner neuen Arbeitsstelle. Morgen früh um 9:00 Uhr fängt er seinen neuen Job an. Er hat sich gedacht er fährt die Strecke mit dem Rad um sein Rad auch gleich vor Ort zu haben. Die Strecke von Norrköping nach Umeå ist 821 km lang und er hat drei Tage Zeit dafür einkalkuliert. Als ich ihn gegen 19:00 Uhr alleine weiterfahren lasse hat er noch ca. 150 km vor sich und es kommt ein recht starker Gegenwind auf. Seine Gangschaltung ist kaputt (er kann nur noch zwischen den drei Kettenblättern vorne wechseln) und die Busse hier nehmen keine Fahrräder mit. Mir bleibt nur ihm Glück zu wünschen, sein Tempo kann ich für die nächsten 150 km definitiv nicht halten und würde ihn nur bremsen. Die Nummer finde ich wirklich crazy, aber ich sollte nicht mit Steinen schmeißen.
Ein paar Tage später bekomme ich eine Mail von ihm. Er hat die 821 km in beeindruckenden 60 Stunden bewältigt. Davon gut 430 km mit drei Gängen. Morgens um 2:30 Uhr ist er in Umeå angekommen und hatte noch genug Zeit sich „auszuruhen“ und pünktlich bei seiner neuen Arbeitsstelle zu erscheinen. Glückwunsch und Hut ab, das ist eine beeindruckende Leistung!